Die Reaktionen waren ... ähm ... sehr gemischt ...
Erste Erfahrungen
Zuerst zögerte ich, den Song irgendwie bekannt zu machen.
Zwar waren die Reaktionen auf Daphnes Song auf MacJams und iCompositions
sehr positiv gewesen. Dennoch schickte ich nur den besten Bekannten
den Link. Und ich postete den Song im Forum von GarageBand.de,
da ich dort schon eine Weile mitgelesen und auch schon gepostet
hatte.
Als ich dann aber etwas später auf Mac-Essentials einen
Thread
über einen Apple-Song fand, wagte ich es und postete
dort den Link (18. Mai). Ich war erstaunt über die Reaktionen.
Sie waren gespalten, aber überwiegend negativ. Beispiele:
Ich habs knapp bis zum Ende der ersten Strophe ausgehalten.
Und jetzt bete ich zum heiligen Bill, dass das nie einer meiner
Windows-Freunde zu hören bekommt. Die Schmach würde
ich nicht überleben.
Die deutsche Version steht eindeutig auf der Grenzseite wo
die Nägel aus den Brettern schauen.
Wurde die deutsche Übersetzung von Microsoft gesponsert?
Würg Würg!
Aber zum Glück auch:
@Antonia: ich find’s SUUUUUUEEEEESSSSS! Heiratsantrag
ist unterwegs :–D
Gruesse, Tom, der beim zuhoeren dauernd grinsen musste
(Der "Heiratsantrag" kam dann auch per Mail! Ich
antwortete, das gehe leider nicht, ich sei schon mit meinem
Powerbook verheiratet... :-)
Ich fand das Ganze zwar recht lustig, war aber doch sehr überrascht,
dass es so starke Reaktionen gab. Daher sah ich von weiteren
Postings ab. Ich riskierte es auch nicht, den Link zu dem Song
firmaweit an meine MitarbeiterInnen zu mailen. Ich hatte erst
mal genug Kritik zu verdauen. Vielleicht brauchte der Song ja
auch einen speziellen Humor, den nicht jeder hat...
Heise Telepolis und die Folgen
Das hätte mich vielleicht vorwarnen können: Am 13.
Juli fragte mich ein Freelancer, der temporär in meiner
Abteilung arbeitete, ob ich die Antonia Lutz sei, die den Mac-Song
gemacht habe? Er finde ihn cool, ein Kollege habe ihm den Link
geschickt. Also hatte der Song doch bereits gewisse Kreise gezogen
im Internet. Aber ich hatte sehr viel zu tun und keine Zeit,
dem nachzugehen. Ich hatte auch keine Statistik auf dem damaligen
Server und konnte so weder die Zugriffszahlen noch die Herkunft
der Seitenbesucher nachschauen. So traf es mich völlig
unvorbereitet...
Am 18. Juli morgens war ein komisches Mail in der Mailbox,
in dem mich jemand blöd anmachte, aber ich verstand nicht,
worum es überhaupt ging. Weiter unten in der Mailbox ein
Mail jenes Tom, der mir im Mai den "Heiratsantrag"
geschickt hatte: Er wolle mich nur warnen, es gebe auf Heise
Telepolis einen Artikel über meinen Song und ich müsse
mit diversen Reaktionen per E-Mail rechnen. Das musste ich mir
natürlich sofort ansehen...
Ich
lieb meinen Mac - Die ungewöhnlichen sexuellen Bekenntnisse
einer jungen Schweizerin, so lautete der schockierende
Titel des Artikels auf Heise Telepolis! Ich konnte es kaum fassen.
Das war schon schlimm genug, aber die Kommentare der Leser waren
zum Teil wirklich jenseits von Gut und Böse und auf einer
anständigen Website nicht einmal zitierbar. Ich hätte
am liebsten sofort den Song vom Web genommen! Aber das tat ich
dann doch nicht. (Hingegen veranlasste ich, dass wenigstens
das Wort "sexuell" aus dem Titel gestrichen wurde.)
Verstehen die Deutschen denn keinen Spass??
begann ich mich ernsthaft zu fragen. Der Artikel selbst war
ja noch mit dem Sommerloch zu erklären, der Autor hatte
wohl etwas zuviel Sonne und Bier erwischt. Aber warum so extreme
Reaktionen der Leser? Warum überhaupt das Ganze so ernst
nehmen? Klar darf einer sagen, wenn es ihm nicht gefällt,
damit habe ich kein Problem. Aber warum muss es gleich "totale
Scheisse" (und noch Schlimmeres) sein? Singen ist halt
schon etwas Persönliches, und diese scharfen Kritiken machten
mir mehr aus als erwartet. Aber vorallem wurde ich als Person
angegriffen, als ob ich mit der Publikation des Songs ein Verbrechen
begangen hätte. Das ging nun echt über meinen Verständnishorizont.
Es gab zum Glück nur wenige Mails, und auch nicht alle
negativ. Ich suchte dann sofort via Google nach anderen Erwähnungen
des Songs und fand noch weitere Artikel und Postings in Foren
und Blogs (siehe Links weiter unten), auch dort zum Teil recht
happige Kommentare. Aber ich hatte auch Fans, z.B. den bereits
erwähnten Tom (aka Bonobo), der den Song an verschiedenen
Orten verteidigte. Das freute mich sehr.
Zwei Tage später erschien ein Arbeitskollege in meinem
Büro, in der Hand eine Ausgabe von 20 Minuten,
einer Gratiszeitung. "Hast du schon gesehen, du bist im
20 Minuten!" Ich befürchtete schon Schlimmes. Der
Artikel war dann zum Glück ganz vernünftig (Artikel
anschauen). Lustig war, dass es auf der selben Zeitungsseite
ein Bild von Bill Gates hatte, der im Songtext ja vorkommt!
Nun wussten also auch (fast) alle MitarbeiterInnen von dem
Song. Am selben Tag war nachmittags ein Apero für alle
Mitarbeiter und ich wurde von allen Seiten auf den Song angesprochen.
Ich witzelte: "Es tut mir leid, dass ihr es nun aus der
Zeitung erfahren musstet!" Sie witzelten zurück: "Und
wann kommt denn nun deine erste CD heraus?"
So ist es also, berühmt zu sein :-()
Schade war allerdings, dass ich beim damaligen Provider keine
Statistik hatte und so den "Heise-Peak" nicht sehen
konnte! Ein paar Tage später wechselte ich zu einem Provider,
bei dem die Statistik inbegriffen ist. Aber natürlich gingen
die Zahlen nur noch runter. Man sieht allerdings den Peak vom
18. Juli in der Statistik einer anderen Webseite von mir, auf
die man von der Song-Seite aus mit drei Klicks kommen konnte:
Statistik Juli 2005 meiner Website www.p-al-m.ch
Weitere Artikel und Forumsbeiträge vor und nach
dem Telepolis-Artikel
MacGuardians
MacTechNews
MacOrama
Macwelt
Forum
Spreeblick Blog: Distanzierung
- Antwort auf NyVisions zweiten Eintrag
NyVision Blog: erster
Eintrag - zweiter
Eintrag - dritter
Eintrag
Mac-Essentials
zum zweiten
Die Ruhe nach dem Sturm
Unterdessen hat sich die Lage beruhigt. Ich habe inzwischen
für den Mac-Song eine eigene Domain eingerichtet, so wie
Daphne das auch getan hat. Ich verfolge fast täglich die
Statistik, nach dem Heise-Peak gingen die Zahlen kontinuierlich
runter. Die Zugriffszahlen haben sich auf durchschnittlich 25
pro Tag eingependelt.
Immer wieder mal wird der Song in Foren gepostet und in Blogs
erwähnt. Ich habe auch eine neue Version eingespielt.
Inzwischen haben Daphne und ich schon mehrere Anfragen wegen
Verwendung der Songs in Podcasts bzw. Web-Radios erhalten. Daphne
hat auch schon Anfragen wegen Ringtones erhalten, solche Verwendungen
lehnt sie aber ab.
Offenbar
wurden an diesem Fest die Mac-Songs gespielt und gesungen
Apfeltalk-Forum
Doch noch etwas zu den Kritikpunkten
Wenn es wenigstens nicht so ernst gemeint wäre!
Wo ist die Ironie?
Man kann keinen Witz erzählen, wenn man selber dabei lachen
muss. D.h. man muss einen Witz ernst erzählen. Wer Ohren
hat, hört schon die Ironie. Zum Beispiel im Anschleifen
des Tons bei "bösen Treiben" (dies ist also Absicht).
Auch die leichten Übertreibungen im Text stellen Ironie
her.
Warum publiziert man sowas im Web? Gier nach Aufmerksamkeit?
Wenn schon, geht es um Aufmerksamkeit für den Song, aber
nicht für mich. Mir war die ganze Aufmerksamkeit eher zuviel,
das kann ich euch sagen! Aber ich hatte soviel Spass mit dem
Song, beim Hören und beim Machen, andere sollten ganz einfach
auch Spass daran haben, das ist alles.
Nur keine Angst: Es wird auf jeden Fall nie einen Klingelton
mit dem Mac-Song geben. Auch eine CD ist nicht geplant. Aber
vielleicht mach ich mal einen Windows-Song: "Windows, Windows,
was ist nur mit dem Rechner los"...
Sie kann nicht singen! Der Song ist grottenschlecht!
Natürlich bin ich kein Profi, habe aber Gesangsunterricht
gehabt und jahrelange Chorerfahrung. Daher dachte ich, ich könne
es wagen. Daphne ist ja auch kein Profi bezüglich Gesang.
Falsch gesungen habe ich meines Wissens nicht. Es ist schon
so, dass meine Stimme nur bedingt für einen solchen Song
geeignet ist. Ich konnte weder in der Stimmlage noch in dem
Stil singen, in denen ich normalerweise singe. Auch habe ich
vorher noch nie mit Mikrofon gesungen. Mir wurde aus all den
Kommentaren sowieso nicht so klar, was denn so schlecht sein
soll. Ich finde nach wie vor, dass die deutsche Version recht
gut herausgekommen ist. Ich will ja nicht damit in die Hitparade,
das Ganze soll in erster Linie ein Spass sein.
Was den Song selbst betrifft: Daphne Kalfon, die das englische
Original gemacht hat, ist ausgebildete Pianistin und Komponistin.
Die Instrumentalbegleitung wurde nicht von mir, sondern von
Daphne eingespielt. Dies nur, weil es Leute gab, die schrieben,
es sei kein Wunder, dass der Song so rausgekommen sei, wenn
ich ihn auf diesem Spielzeugklavier (Ozone von M-Audio) gemacht
hätte. Schön wäre es ja, wenn ich so gut Klavier
spielen könnte wie Daphne...